Spieltheorie des Lebens: Die Tragödie des Gemeinguts

Gemeingüter, von denen jeder profitiert, werden oft schlecht behandelt, da sich niemand ausreichend um sie kümmert. Warum ist das der Fall und kann sich das ändern?

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Dinge, von denen alle was haben, um die sich aber auch alle kümmern müssen, werden meist scheiße behandelt. Warum ist das so? Und muss das wirklich immer so sein?

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QUELLEN & WEITERE INFOS

Übersichtsartikel zum Öffentliche-Güter-Spiel und anderen Laborversuchen zu Kooperationsverhalten bei Menschen und mathematischen Simulationen:
Rand und Nowak 2013, Trends Cogn Sci, 17(8):413-425
http://bit.ly/2XULe05
(Vorsicht: Hier wird u.a. der Effekt zitiert, dass Fotos von Augen die Kooperation verbessern, weil man sich beobachtet fühlt. Dieser Effekt wird aktuell angezweifelt, weil er sich in Wiederholungsversuchen nicht bestätigt hat.)
Warum sich Kollaboration auch im direkten Konkurrenzkampf durchsetzt, z.B in der Evolution:
1) Direkte Reziprozität - hilf mir, ich helfe dir dafür später
2) Indirekte Reziprozität (Reputation) - hilf mir, jemand anders hilft dir dafür später
3) Räumliche Selektion - Ausnutzer dürfen bei uns nicht in die Gruppe, dann macht uns keiner die Kooperation kaputt → Wer nicht spült, fliegt aus der WG (klappt allerdings nicht bei Gütern, an denen automatisch jeder teilnimmt, z.B Klima oder saubere Luft)
4) Multilevel-Selektion - wenn es Konkurrenz zwischen Gruppen gibt, kooperiert man stärker innerhalb der eigenen Gruppe
5) Verwandtenselektion - wenn ich mit meinen Verwandten kooperiere, setzen sich dadurch meine Gene durch (weil die ja auch in meinen Verwandten sind)

Quelle vermülltes Festivalgelände: https://twitter.com/aalinger/status/1138507243534639110?s=19

Teilnehmer im Öffentliche-Güter-Spiel können sich durchaus selbst verwalten (ohne Regeln “von oben”) und gute Kooperation erreichen. Das klappte in dieser Studie am besten, wenn die Teilnehmer sich in einem Gespräch auf Regeln einigen konnten (nach jeder Runde ein Gespräch). Sie konnten sich nach jeder Runde gegenseitig bestrafen und so die Einhaltung der Regeln durchzusetzen. Wie gut sie das hinkriegten, unterschied sich allerdings zwischen verschiedenen Gruppen der Studie.
Ostrom et al. 1992, Am Pol Sci Rev, 86(2):404-417
http://bit.ly/2Ip4xtl

Öffentliche-Güter-Spiel mit Studierenden in 16 Städten über die Welt verteilt: In der einfachen Variante bricht die Kooperation nach einigen Runden überall ein. Wenn man den Teilnehmern ermöglicht, sich nach jeder Runde zu bestrafen, bleibt Kooperation stabil oder nimmt zu.
Es zeigten sich aber starke regionale Unterschiede. In manchen Städten war Kooperation mit Bestrafoption sehr hoch, in anderen aber stabil niedrig.
Manche Spieler bestraften “asozial”, also bestraften diejenigen, die kooperierten, zum Beispiel aus Rache, wenn man selbst bestraft wurde. Dieses Verhalten im Öffentliche-Güter.Spiel korrelierte mit Werten und Normen, die unabhängig in denselben Städten per Umfrage ermittelt wurden. In Städten, in denen wenig Vertrauen in die Durchsetzung von Gesetzen herrschte, neigten Teilnehmer bspw. zu Racheverhalten.
Herrmann et al. 2008, Science, 319(5868):1362-1367
http://bit.ly/2ZvQ2JP

Beim “asozialen” Bestrafen hakte u.a. diese Studie nach. Außer Rache gibt es auch echtes “asoziales” Bestrafen, das absichtlich Kooperation torpediert. Mit einer Simulation, in der es außer Kooperieren und Ausnutzen auch die Möglichkeit zur Enthaltung gab, zeigte sich, dass “asoziale” Bestrafung aus Sicht der Enthalter auch langfristig sinnvoll kann. In einem Experiment mit Menschen zeigte sich, dass die “asozialen” Bestrafer tatsächlich eher die Enthalter als die Ausnutzer sind. Also vielleicht Menschen, die denken: “Ich mache mein eigenes Ding, lass mich in Ruhe mit diesem Hippie-Scheiß!” Enthaltung ist bei vielen geteilten Gütern möglich (z.B. Apartment statt WG) aber nicht bei allen (z.B. unverschmutzte Luft). Rand und Nowak 2011, Nat Commun, 2:434
http://bit.ly/2Fj4fC9

Übersichtsartikel zu Kooperationsstudien außerhalb des Labors:
Kraft-Todd et al. 2015, Curr Opin Behav Sci, 3:96-101
http://bit.ly/2WL0xY0

Die Blackout Prevention Studie, nach der eine sichtbare Liste von Teilnehmern die Bereitschaft verdreifachte, während ein finanzielles Dankeschön von 25$ kaum Wirkung zeigte. Am stärksten war der Effekt, wenn auch die Wahrscheinlichkeit von Reziprozität mit den Nachbarn hoch war - in Wohnungen stärker als bei einzelstehenden Häusern, bei Besitzern (langfristiges Wohnen) stärker als bei Mietern (oft kurz- oder mittelfristig).
Yoeli et al. 2013, PNAS, 110(2):10424-10429
http://bit.ly/2WSRCUm
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Infos zu CO2-Kompensation

Was bedeutet CO2-Kompensation? Stiftung Warentest über verschiedene Anbieter, 2018: http://bit.ly/2KsbqvZ

“Ein Ofen für das gute Gewissen”, Catiana Krapp, DIE ZEIT Nr. 52/2018, 13. Dezember 2018
http://bit.ly/2ISj7Zr

Marktcheck Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), 2010: Nur drei spezialisierte Dienstleister berechnen die Emissionen von Flügen richtig und achten auf die Qualität der CO2 -Ausgleichsprojekte: http://bit.ly/2IT94Dl
4.8

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Jun 19, 2019

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